Wenn die Vergangenheit Dich einholt.
Als “a whole lot more than just a spy thriller” hat Barack Obama dieses Buch beschrieben, das er außerdem auf seiner „Summer Reading List“ 2019 genannt hat. Diese prominente Empfehlung, das toll gestaltete Cover und nicht zuletzt natürlich der Klappentext haben mich neugierig gemacht.
Lauren Wilkinsons Debüt „American Spy“ beginnt mit einer Actionszene:
Wir schreiben das Jahr 1992 und die alleinerziehende Marie Mitchell wird
in ihrer Wohnung in Conneticut von einem Mann überfallen, den sie
überwältigen und töten kann. Denn Mitchell ist kein leichtes Opfer,
sondern eine frühere FBI-Agentin. Mit ihren beiden Söhnen und
gefälschten Pässen flieht sie zu ihrer Mutter nach Martinique. Dort
schreibt sie nach und nach ihre Lebensgeschichte auf und versucht
gleichzeitig, Vorkehrungen für ihre Zukunft zu treffen, denn sie muss
fürchten, dass dies nicht der letzte Anschlag auf ihr Leben war.
Wilkinsons
Protagonistin ist keine strahlende Heldin, kein Bond-Girl mit der
Lizenz zum Töten in einer „Mission Impossible“. 1955 geboren, hat sie
eine durchwachsene Kindheit, die mit einem furchtbaren Verlust endet.
Als Beste ihres Abschlussjahrgangs ergattert sie einen Job beim FBI,
muss aber bald feststellen, dass Erfolg und Anerkennung weißen Männern
vorbehalten sind. 1987 scheint ein Spezialauftrag ihre Chance zu sein,
sich zu beweisen. Doch selbst in den davon handelnden Kapiteln ist
Wilkinson weit davon entfernt, das Leben einer Spionin zu glorifizieren
oder auch nur als besonders aufregend dazustellen: Wilde
Verfolgungsjagden sind selten, Wartezeiten und Botengänge deutlich
häufiger.
„American Spy“ handelt dann auch gar nicht
hauptsächlich von Auftragskillern und Attentaten, sondern davon, in den
60er und 70er Jahren in Queens aufzuwachsen. Von der Bedrohung des
Kalten Krieges, die Kindern schon in der Schule eingeimpft wurde. Davon,
was es hieß, in den 1980er Jahren gleich doppelte Außenseiterin beim
FBI zu sein: als Frau und als Schwarze. Und davon, wie ein
westafrikanisches Land zum Spielball der Weltmächte wird – und eine
Agentin zum Spielball ihrer Auftraggeber.
Im besten Fall eröffnen
Bücher einem neue Welten und dieses ist so eines. Wer einen
hochspannenden Spionagethriller erwartet, wird von „American Spy“
vielleicht sogar enttäuscht sein. Mich hat dieses Buch allerdings
nachhaltig beeindruckt.
Verlag: Tropen
Seitenzahl: 368
Erscheinungsdatum: 25. Juli 2020
ISBN: 978-3608504644
Preis: 16,00 € (E-Book: 12,99 €)
Ich habe dieses Buch als Rezensionsexemplar erhalten.
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