26. Juli 2020

Agatha Christie: Ein gefährlicher Gegner

Die unbekannten Abenteurer.

Agatha Christie verbindet man in erster Linie mit Hercule Poirot und Miss Marple. Überdies hat sie auch noch Krimis geschrieben, die ohne einen bestimmten Ermittler auskommen. Dass die Autorin aber noch ein Duo erschaffen hat, dass immerhin in vier Büchern und mehreren Kurzgeschichten zum Einsatz kommt, war mir bislang unbekannt. Jetzt habe ich den ersten Band mit Tuppence Cowley und Tommy Beresford gelesen.


„Ein gefährlicher Gegner“ ist das zweite Buch, das Agatha Christie überhaupt geschrieben hat. Es wurde 1922 in Großbritannien und den USA veröffentlicht; 10 Jahre später dann auch in deutscher Übersetzung. Es erinnert vage an „Die großen Vier“, den Krimi der Queen of Crime, der mir bislang am wenigsten gefallen hat: Eine temporeiche Agentengeschichte statt eines klassischen „Whodunnit“ zum Miträtseln, viel Action auf Kosten von Logik. Dennoch hat mir „Ein gefährlicher Gegner“ weitaus besser gefallen, was sicher an den Hauptfiguren liegt: Tuppence und Tommy sind Anfang 20, arbeitslos, knapp bei Kasse und auf der Suche nach lukrativen Abenteuern. Sie beschließen, ihre Dienste als Privatermittler anzubieten und stechen ganz unverhofft in ein Wespennest. Es geht um verschwundene Papiere von höchster Wichtigkeit, eine verschollene Amerikanerin und eine Verschwörung globalen Ausmaßes. Das Ganze ist für Tuppence und Tommy mindestens drei Nummern zu groß, denn sie sind nicht nur unerschrocken und hochmotiviert, sondern auch naiv und redselig. Doch das hat immerhin einen gewissen Charme.

Wie die beiden ins Abenteuer hinein und irgendwann dann auch wieder hinaus stolpern, fand ich gelungen. Im Mittelteil wurde es mir allerdings etwas zu albern. Hier werden beide Hauptfiguren abwechselnd entführt und festgehalten, wobei sie natürlich ganz nebenbei wichtigste Informationen erhalten. Und so bekam ich mal wieder den Eindruck, dass Agatha Christie der Mikrokosmos eben doch mehr liegt als der Makrokosmos – die Geschehnisse in einem Haushalt bildet sie in der Regel raffinierter und glaubwürdiger ab, als die einer globalen Verschwörung. Wobei sich das 100 Jahre später natürlich auch sehr leicht sagen lässt – heute stellt man sich globale Verschwörungen einfach ganz anders vor. Spaß hat mir Tommys und Tuppence‘ erster Fall trotz allem gemacht.

Ich habe eine ältere Ausgabe von „Ein gefährlicher Gegner“ gelesen; aktuell im Handel ist jedoch diese erhältlich:

Verlag: Atlantik
Seitenzahl: 352
Erscheinungsdatum: 18. Juli 2017; „Ein gefährlicher Gegner“ erschien jedoch bereits 1932 erstmals auf Deutsch (und 1922 auf Englisch).
ISBN: 978-3455651355
Preis: 12,- € (E-Book: 8,99 €)

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