17. Mai 2025

Nicola Martin: The Island – Auf der Flucht

Alle sind verdächtig

Hotelmanagerin Lola hat fluchtartig ihr altes Leben verlassen, um 32 Reisestunden später ein gänzlich neues zu beginnen. Was sich nicht ändert, ist ihr Job: dafür zu sorgen, dass alles glatt läuft und gut betuchte Gäste glücklich sind. Und auch ihr Arbeitgeber ist im weitesten Sinne der gleiche geblieben: Milliardär Kip Clement ist Eigentümer der Hotelkette, bei der Lola bisher in Hongkong gearbeitet hat und zu deren karibischem Luxusresort Keeper Island sie jetzt wechselt. Das Gefühl eines Neuanfangs verblasst allerdings schon nach wenigen Stunden, als Resortchef Mike Moxham, den Lola noch aus Hongkong kennt, leblos aufgefunden wird. Dass sein Tod sofort als Unfall eingestuft wird, macht sie stutzig, denn sie weiß: Moxham lebte gefährlich. Doch ihre Nachforschungen bringen auch sie in Gefahr …

Das Cover von „The Island“ ist plakativ und in seiner Farbgebung ungewöhnlich – viel rot, weiß und blau machen es zum Eyecatcher. Und auch der Inhalt hat mich überzeugt; ich konnte diesen Thriller kaum aus der Hand legen. Keepers Island ist ein spannender Schauplatz: Abgehobene Gäste, bunt zusammengewürfelte Angestellte und ein patriarchalischer Hotelmogul garantieren viel Abwechslung – und hüten eine Menge Geheimnisse, denen Lola mal mehr, mal weniger gezielt auf die Spur kommt. Der trockene Humor der Ich-Erzählerin lockert das Ganze auf: „Ich brauchte eine Dusche, eine Mahlzeit, ein Bett, eine Gehirntransplantation.“ Und dann verwandelt sich das tropische Urlaubsparadies bei bestimmten Wetterbedingungen auch noch in ein Locked-Room-Szenario. Die Auflösung fand ich verblüffend, ungewöhnlich und überzeugend. Einfach ein richtig guter Thriller, der mich bestens unterhalten hat.


Verlag: Tropen
Seitenzahl: 400
Erscheinungsdatum: 17. Mai 2025
ISBN: 978-3608502763
Preis: 17,- € (E-Book: 13,99 €)

Ich habe dieses Buch als Rezensionsexemplar erhalten.

6. Mai 2025

Lucy Clarke: The Surf House

Atmosphärischer Pageturner

Das ist schon das dritte Buch, das ich von Lucy Clarke lese. „One of the Girls“ hatte mich begeistert und „The Hike“ war ebenfalls spannend, wenn auch nicht ganz so unvorhersehbar in seinen Plot Twists. „The Surf House“ steht in meinem persönlichen Ranking auf einer Stufe mit „One of the girls“ – ich habe mitgelitten, -gerätselt und war ziemlich gefesselt von den unerwarteten Wendungen. Zudem macht das Buch große Lust auf einen Surfurlaub in Marokko, auch wenn man noch nie ein Surfbrett in der Hand hatte. Lucy Clarkes Beschreibung von Wind und Wellen sind sehr atmosphärisch. 

Nun aber zum Plot: Die 23-jährige Bea ist für einen Modeljob nach Marrakesch gekommen und sitzt kurz darauf ohne Pass, Geld und Plan, dafür aber mit einem ziemlichen Schock in Marokko fest. Glücklicherweise nimmt sich Marnie ihrer an, eine Auswanderin, die gemeinsam mit ihrem Mann eine kleine Strandpension betreibt – „The Surf House“ in einem Ort namens Mallah, das Bea schnell wie ein kleines Paradies vorkommt. Sie hat das Gefühl, langsam zu sich selbst zu finden, allerdings auch drängende Geldsorgen. Und dann kommt ein Amerikaner an, der seine verschwundene Schwester sucht, deren letzte gesicherte Station das Surf House war …

Ich habe gerade noch einmal nachgeschaut, ob der Verlag das Buch wirklich als Thriller und nicht als Roman bezeichnet. Wer atemlosen Nervenkitzel sucht, wird eventuell enttäuscht sein. „The Surf House“ ist spannend und stellenweise auch temporeich, hat aber auch viele ruhigere Passagen. Wie immer bei Lucy Clarke stehen zwischenmenschliche Beziehungen im Fokus. Diese schildert sie mit viel Empathie und Fingerspitzengefühl, was die Geschichte bis hin zur Auflösung sehr plausibel wirken lässt. Und am Ende beweist die Autorin mal wieder, dass hochdramatische Showdowns ebenfalls zu ihrem Repertoire gehören. Ein rundum gelungener Pageturner.


Verlag: dtv
Seitenzahl: 432
Erscheinungsdatum: 28. März 2025
ISBN: 978-3423264242
Preis: 17,- € (E-Book: 12,99 €)

Ich habe dieses Buch als Rezensionsexemplar erhalten.