25. Juli 2021

Michael Robotham: Die andere Frau

Der elfte Fall.

Mit dem elften Band einer Reihe anzufangen, ist nicht die beste aller Ideen. Beim Griff zu diesem Buch hatte ich allerdings übersehen, dass es Teil einer Reihe ist und rechne bei Psychothrillern zudem generell nicht mit einem Serienformat. Dies findet sich eher bei Krimis – zu denen ich „Die andere Frau“ allerdings auch zählen würde. Das Buch hat mich also in mehrfacher Hinsicht überrascht.


„Die andere Frau“ lernt der Psychologe Joe O’Loughlin kennen, weil sie am Krankenbett seines Vaters William auf der Intensivstation sitzt. William liegt im Koma und die Fremde behauptet, dessen Ehefrau zu sein – seine andere Ehefrau, neben O’Loughlins Mutter. Joe ist wie vor den Kopf gestoßen und lässt die Unbekannte zunächst rausschmeißen, muss jedoch bald feststellen, dass diese sich nicht so schnell abwimmeln lässt. Außerdem entdeckt er, dass sein strenger, distanzierter Vater ihm völlig unbekannte Seiten hat.

Michael Robotham hat verschiedene Unstimmigkeiten eingebaut, die eventuell Spannung erzeugen sollten, die Geschichte für mich aber eher unglaubwürdig machten. Das Verhalten mehrerer Figuren wird nicht aufgeklärt und die Begründungen hierfür empfand ich als etwas billig. So ist beispielsweise Joes Mutter so aufgebracht, dass sie Gespräche über ihre Ehe quasi verweigert, anstatt Licht ins Dunkel zu bringen. Vater William scheint komplett konträre Wesenszüge zu haben, die die Lesenden aber nicht in Aktion erleben, da er ja im Koma liegt. Joes Schwestern sind eigentlich überflüssiges Beiwerk und bleiben komplett blass – wenn ich sie aus den früheren Büchern gekannt hätte, hätte ich das aber vielleicht anders empfunden. Die Hauptfigur selbst ermittelt auf eigene Faust und vergisst dabei leider immer wieder, seine Erkenntnisse mit dem zuständigen Detective Inspector Stuart Macdermid zu teilen. Und wann immer Joe nicht weiterweiß, kreuzt praktischerweise eine neue Spur seinen Weg. Das alles fand ich vor allem irritierend; Spannung kam eher wenig auf.

Trotzdem ist es nicht so, dass mir „Die andere Frau“ gar nicht gefallen hätte. Joes tragische Familiengeschichte als verwitweter Vater zweier Töchter war besser geschrieben als der eigentliche Fall, aber auch der las sich flüssig. Dass sich viele Figuren immer wieder aufs Neue unlogisch verhielten, hat mich allerdings gestört. Und so werde ich auf die Lektüre der zehn Vorgängerbände wohl erst einmal verzichten.

Verlag: Goldmann
Seitenzahl: 480
Erscheinungsdatum: 27. Dezember 2018
ISBN:‎ 978-3442315048
Preis: 14,99 € (E-Book: 9,99 €)

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