Cover wirken auf einem E-Book-Reader naturgemäß etwas trist, werden sie doch nur in Graustufen angezeigt. Meist ist mir das egal, aber manche Bücher sehen so farbenfroh aus, dass ich das Originalcover doch noch einmal daneben stellen muss. Hier spiegelt schon die satte rote Farbe das dekadente Sommergefühl des Romans wieder. Man sieht außerdem, dass hier etwas in Bewegung geraten ist - und fängt man dann an zu lesen, stellt man fest, dass das nicht nur auf das Wasser des abgebildeten roten Swimmpingpools zutrifft.
„Der rote Swimmingpool“ ist ein sommerlich leichter
Coming-of-Age-Roman, in dem der Leser Hauptfigur Adam durch Höhen und
Tiefen begleitet. Dabei gibt es zwei parallele Handlungsstränge;
Vergangenheit – hauptsächlich die Monate vor Adams 18. Geburtstag – und
Gegenwart – irgendwann im Laufe seines 19. Lebensjahres – wechseln sich
kapitelweise ab. Adams Erwachsenwerden und Selbstfindung sind ein
holpriger Prozess, nachhaltig gestört von der für ihn aus heiterem
Himmel kommenden Trennung seiner Eltern, die doch immer ein Vorzeigepaar
gewesen waren: Seine Mutter eine extravagante Französin, sein Vater ein
erfolgreicher Unternehmensberater, der seiner Frau einen rotgekachelten
Swimmingpool in den Garten bauen ließ, nachdem sie die französische
Küste so vermisste. Doch plötzlich ist alles vorbei, Adam versteht die
Welt nicht mehr und niemand will sie ihm erklären.
Während das
Unheil in der Vergangenheit seinen Lauf nimmt, gibt es für Adam in der
Romangegenwart Hoffnung: Er lernt Tina kennen und scheint sich zum
ersten Mal zu verlieben. Dumm nur, dass sein bester Freund Tom ebenfalls
ein Auge auf sie geworfen hat …
Autorin Natalie
Buchholz hat die Geschichte geschickt konstruiert. Die beiden
Handlungsstränge gleichen sich zeitlich immer mehr an, bis der Leser
schließlich erfährt, welche Ereignisse der Vergangenheit zur Gegenwart
geführt haben. Das ist gut gemacht und steigert die Spannung in diesem
Roman, in dem ab und an auch die Zeit stillzustehen scheint: Wenn die
Mutter ihre Bahnen durch den Pool zieht oder Adam mit seinen Freunden am
See abhängt, kann man die Atmosphäre eines wolkenlosen, trägen
Sommertages, an dem niemand etwas von einem will, quasi mit Händen
greifen. Adam wächst dem Leser ans Herz, seine inneren Kämpfe sind
nachvollziehbar, man leidet fast mit. Etwas blass bleiben dagegen seine
Eltern, die für Adams Verwirrung und Orientierungslosigkeit
verantwortlich sind. Aber auch das ist gut dargestellt: Anfangs noch die
Helden seiner Kindheit, gelangt Adam schließlich zur Erkenntnis, dass
seine Eltern auch nur Menschen sind – und dabei vielleicht sogar
besonders fehlbare Exemplare.
Ich habe „Der rote
Swimmingpool“ gerne gelesen. Dabei brauchte ich ein paar Kapitel, um
wirklich in die Geschichte mit ihren beiden Zeitsträngen hineinzufinden,
aber danach konnte ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen. Eine
leichte, aber doch anrührende und nachdenklich machende Lektüre – ob nun
an einem heißen Sommertag an einem roten Swimmingpool gelesen oder
nicht.
Verlag: Hanser Berlin
Seitenzahl: 288
Erscheinungsdatum: 14. Mai 2018
ISBN: 978-3446259096
Preis: 19,00 € (E-Book: 14,99 €)
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