19. November 2025

Trevor Noah: Ins hohe Gras

Voller Wärme und Weisheit

Trevor Noah hat mit „Ins hohe Gras“ eine zauberhafte Fabel geschrieben, die von Illustratorin Sabina Hahn kongenial umgesetzt wurde. Text und Bild ergänzen sich hier aufs Wunderbarste.

Es geht um einen namenlosen Jungen – nach dem persönlichen Vorwort Trevor Noahs ihm vermutlich nachempfunden – und seinen Teddy namens Walter. Walter ist die Stimme der Vernunft; er mahnt zum Zähneputzen, Haare kämmen und Bett machen, denn das sind die morgendlichen Pflichten, die die Mutter dem Jungen auferlegt hat. Doch der Junge will raus „Ins hohe Gras“ und zieht den widerstrebenden Teddy mit sich. Sie verlassen den sicheren Garten und erleben kleine Abenteuer, bei denen streitende Schnecken und fröhlichen Münzen ihnen erstaunliche Wege zu Konfliktlösungen zeigen. Das liest sich sowohl locker-flockig als auch weise. Und ab und zu kommen kleine Passagen, die wirklich berührend sind – wenn der Junge beispielsweise fragt: „Meinst Du, es ist zu spät, nach Hause zu gehen?“ und Walter antwortet: „Wenn du’s noch Zuhause nennst […] kannst du immer zurück.“

Bei diesem Buch stellt sich nicht die Frage, für wen oder welche Altersgruppe es geeignet ist, sondern eher, wen die Geschichte nicht verzaubert. Ich denke, dass sehr unterschiedlich geartete Leser*innen ihre Freude an Trevor Noahs neuestem Werk haben werden. Definitiv ein All-Age-Buch, das sich auch bestens als Weihnachtsgeschenk eignet.


Verlag: Insel
Seitenzahl: 128
Erscheinungsdatum: 12. Oktober 2025
ISBN: 978-3458645252
Preis: 20,- €

Ich habe dieses Buch als Rezensionsexemplar erhalten.

7. November 2025

Kate Fagan: Die drei Leben der Cate Kay

Raffiniert komponiert

Auffällig und ungewöhnlich: Das pinke Buchcover mit fettem gelben Titel und dem Bild von einem gesplitterten Rückspiegel, in dem ein Auge dreifach zu sehen ist, hat mich gleich neugierig gemacht. Und ungewöhnlich beginnt auch die Geschichte der Erzählerin Cate Kay, die sich und ihr vorliegendes Memoir im Vorwort vorstellt und die drei Namen enthüllt, unter denen sie bisher gelebt hat: Annie Callahan, Cass Ford und Cate Kay. Sie fordert die Leserinnen und Leser auf, anhand des Buches zu entscheiden, ob sie ein guter Mensch ist. Ein starker Einstieg!

Cate Kays Geschichte wird dann in Rückblicken, inklusive Zeitsprüngen, erzählt – mal von ihr, mal von Weggefährten. Die einzelnen Kapitel sind überschrieben mit dem Namen der berichtenden Person sowie Ort und Zeit der Geschehnisse. Dadurch bleibt es einigermaßen übersichtlich, ist aber trotzdem nicht ganz flüssig zu lesen, da viele Figuren eingeführt werden. Mir fehlte erst einmal der Überblick, wer wirklich wichtig für die Geschichte ist. Die ersten knapp 90 Seiten lesen sich dadurch etwas zäh – aber dann platzt der Knoten durch eine krasse Wendung und ich habe das Buch in jeder freien Minute weitergelesen.

„Die drei Leben der Cate Kay“ ist eine immer wieder anrührende Geschichte über große Gefühle, lebensverändernde Entscheidungen, Angst und Mut. Sobald das Grundgerüst steht und die Handlung an Fahrt aufnimmt, entwickelt sie sich fesselnd und intensiv. Das Ende hätte ich mir ausführlicher gewünscht, obwohl eigentlich wenig Fragen offenbleiben. Und die Geschichte in der Geschichte – Cate Kays (fiktive) Bestseller-Trilogie „The very last“, aus der ab und an Auszüge eingeschoben werden – ist ein genialer Kontrast, der immer wieder inhaltliche Brücken zum Leben der Erzählerin schlägt. Ein geschickt komponiertes, packendes Buch, das mich an eine komplexe Patience erinnert, bei der am Ende jede Karte an ihrem Platz liegt.


Verlag: Insel
Seitenzahl: 409
Erscheinungsdatum: 29. September 2025
ISBN: 978-3458645160
Preis: 17,- € (E-Book: 14,99 €)

Ich habe dieses Buch als Rezensionsexemplar erhalten.