29. März 2020

Anna Hope: Was wir sind

Wenn nichts bleibt, wie es war.

In den ersten Kapiteln dieses Romans fällt folgender Satz: „Du solltest an Deinen Freundschaften festhalten […]. An den Frauen. Am Ende werden nur sie für Dich da sein.“ Doch das Festhalten an Freundschaften, auch oder gerade langjährigen Freundschaften, ist nicht immer einfach. Meist freundet man sich während einer ähnlichen Lebenssituation an, wenn man in räumlicher Nähe zueinander wohnt und zumindest teilweise ähnliche Interessen verfolgt. Aber was passiert, wenn sich diese Parameter ändern?


Davon handelt „Was wir sind“, der dritte Roman der britischen Autorin Anna Hope. Ihre drei Hauptfiguren Hannah, Lissa, Cate kennen sich aus Schule und Studium. Das Buch beginnt mit einem Rückblick auf das Jahr 2004, als die drei 29-Jährigen gemeinsam in einer WG in London wohnen, das Wochenende und den Frühling genießen, im Park liegen, Wein trinken und den Tag vertrödeln. Doch schon sechs Jahre später sind die Weichen ganz anders gestellt: Cate hat eine Familie gegründet und ist nach Canterbury gezogen. Hannah und ihr Freund Nathan versuchen, ein Baby zu bekommen. Und Schauspielerin Lissa realisiert, dass sie ihren beruflichen Zenit mit Mitte 30 schon überschritten haben könnte.

Anna Hope räumt jeder der drei Figuren gleichermaßen Platz ein, alle Frauen kommen selbst zu Wort und berichten von ihren Erlebnissen. Zwischendurch gibt es Rückblicke, die von ihrem Kennenlernen, von Wendepunkten in ihren Leben und ihren Beziehungen zueinander erzählen. Der Roman heißt „Was wir sind“, doch was sie sind, ist Hannah, Lissa und Cate gar nicht immer so klar. Denn selbst, wenn man seinen Platz im Leben gefunden zu haben glaubt, muss dieser nicht für alle Zeiten sicher sein.

Die drei Protagonistinnen sind sehr unterschiedlich, doch Anna Hope schafft es, sie den Lesern gleich nah kommen zu lassen. Berührend dargestellt werden auch die inneren Nöte, die jede der Figuren hat – obwohl sie alle Leben führen, die Außenstehende als erfolgreich, angekommen und beneidenswert beurteilen könnten. Tatsächlich beneiden Hannah, Lissa und Cate sogar einander, und auch das ist nachvollziehbar: Was einer Freundin wichtig ist, fällt der anderen vielleicht mühelos in den Schoß, was die eine sich erkämpfen muss, bedeutet der anderen wenig. Doch wie viel Diskrepanz und Distanz hält ihre Freundschaft aus?

Der Roman liest sich schnell und intensiv und hat mir aufgrund seiner abwechslungsreichen Darstellungen und der Tiefe der Figuren gut gefallen. „Was wir sind“ ist keine Feelgood-Lektüre, sondern bittersüß und stellenweise durchaus unter die Haut gehend.

Verlag: Hanser
Seitenzahl: 368
Erscheinungsdatum: 17. Februar 2020
ISBN: 978-3446265639
Preis: 22,00 € (E-Book: 16,99 €)

Ich habe dieses Buch als Rezensionsexemplar erhalten.

22. März 2020

Anna Burns: Milchmann

Anstrengend und Eindruck hinterlassend.

Dieses hochgelobte Buch wurde mit dem Man Booker Prize 2018 ausgezeichnet – dem wichtigsten britischen Literaturpreis. Auf dem Buchrücken werden die Jury und die Zeitungen The Guardian und The New Yorker zitiert, die den Roman „überwältigend“ und „einzigartig“ fanden. Und wie hat er mir gefallen? „Einzigartig“ trifft es sicher. Aber eine Empfehlung auszusprechen, fällt mir schwer.


Mit „Milchmann“ verlangt die Autorin Anna Burns ihren Lesern einiges ab. Zum Beispiel stilistisch: Die Namen ihrer Protagonisten werden nicht genannt, nur ihre Spitznamen oder auch Bezeichnungen, die ausschließlich die namenlose Hauptfigur verwendet. Da gibt es „Vielleicht-Freund“, „Tablettenmädchen“ „Irgendwer McIrgendwas“, „Kleine Schwestern“ und natürlich „Milchmann“, nach dem dieser Roman benannt ist. Auch die Ich-Erzählerin wird ihrer jeweiligen Rolle gemäß angesprochen, z.B. als „Vielleicht-Freundin“, „Älteste Freundin“, „Tochter“ und „Mittelschwester“. Welche Position „Milchmann“ ihr zugedacht hat, ist allerdings lange unklar. Sicher ist nur: Der wesentlich ältere Mann sucht die Nähe der 18-Jährigen. Und dadurch fällt sie plötzlich auf, obwohl sie niemals auffallen wollte, denn das kann in einer Gesellschaft, in der jeder jeden belauert und verdächtigt, nur gefährlich werden.
Der Roman spielt in den 1970er Jahren in Nordirland, wobei letzteres zu keinem Zeitpunkt explizit genannt wird. Es gibt sehr viel „uns“ und „die anderen“, wobei letztere sich noch einmal in die „auf der anderen Seite der Hauptstraße“ und die „auf der anderen Seite der See“ aufspalten. Es herrschen jede Menge ungeschriebener Verhaltensregeln, z.B. Paramilitärs zu unterstützen, in keinem Fall ein Krankenhaus aufzusuchen und nicht im Gehen zu lesen.

Apropos lesen: Wie liest sich das Ganze denn nun? Wie sich vielleicht schon erahnen lässt: verwirrend. Anstrengend. Dass das Buch in größten Teilen als ein langer, innerer Monolog der zunehmend verunsicherten und verängstigten Hauptfigur daherkommt, macht die Lektüre nicht einfacher. Über lange Strecken passiert wenig, stattdessen wird viel reflektiert, wobei manchmal auch schwarzer Humor aufblitzt und die Absurdität der ganzen Situation immer stärker herausgearbeitet wird. Dabei hatte ich oft das Gefühl, dass mir zwischen den Zeilen eine ganze Menge entgehen könnte, da ich einfach viel zu wenig über die nordirische Geschichte weiß.
Unverwechselbar ist der Roman zweifellos, inhaltlich und stilistisch habe ich sicher noch nichts Derartiges gelesen. Die eindringlichen Beschreibungen des Lebens in einer toxischen, von Willkür und allgemeinem Misstrauen geprägten Atmosphäre werden mir sicherlich im Gedächtnis bleiben. Beeindruckt hat mich „Milchmann“; weiterverschenken würde ich dieses Buch jedoch nicht. Der Roman ist eher schwere Kost – ob man sich darauf einlassen will, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Verlag: Tropen
Seitenzahl: 452
Erscheinungsdatum: 22. Februar 2020
ISBN: 978-3608504682
Preis: 25,00 € (E-Book: 9,99 €)

Ich habe dieses Buch als Rezensionsexemplar erhalten.

11. März 2020

Carsten Sebastian Henn: Der Gin des Lebens

Faszinierender Gin, schwacher Krimi.

Zuletzt habe ich einen kulinarischen Krimi gelesen – ein beliebtes Genre, das ich bislang eher links liegen gelassen habe. Der Autor ist laut Klappentext „Kulinariker durch und durch“ und hat sich hier dem Gin verschrieben. Über diese Spirituose habe ich dann auch viel Faszinierendes erfahren. Der Krimi-Anteil dagegen – na ja. Ich bin ja durchaus ein Fan von Cosy Crimes und das hier sollte vermutlich eins sein – ist aber eher ein unfreiwilliges „absurd crime“ geworden.


Dass „Der Gin des Lebens“ ein Buch für Gin-Liebhaber ist, sieht man auf den ersten Blick: Am Cover, am Titel, an den Exkursen zum Thema Gin, die extra auf grauen Seiten gedruckt sind und dadurch sofort erblättert werden können. Ich mag Gin, hatte mir aber noch nie über seine Aromen Gedanken gemacht (und keine Ahnung, dass diese „Botanicals“ heißen). Was für eine Kunst Gin-Herstellung sein kann, war mir völlig neu. Alles rund ums Thema fand ich super erklärt und spannend zu lesen. Dieses Buch feiert den Gin: Jedem Kapitel sind ein Zitat zum Thema Alkohol und die Illustration eines „Botanicals“ vorangestellt, hinten finden sich neben einem Glossar auch noch Gin-Rezepte.
Außerdem ist „Der Gin des Lebens“ mit viel Herz für den Handlungsort Plymouth geschrieben, der sehr pittoresk geschildert wird. Die Schauplätze sind in eine Karte eingetragen, die sich sowohl in der vorderen als auch in der hinteren Coverklappe verbirgt. Für die liebevolle Gestaltung würde ich diesem Buch fünf von fünf Punkten geben.

Für die Geschichte allerdings nicht. Ich hatte die Leseprobe gelesen und war auf einen Krimi gefasst, in dem mehr gemenschelt als ermittelt wird. Und es menschelte dann auch sehr: Da hätten wir Cathy, die in Plymouth ein gemütliches Bed & Breakfast betreibt, mit viel Herz, schrulligen, aber liebenswertesten Stammgästen und einem verwunschenen Garten. Und sie ist Single – wie Bene, ein Deutscher, der auf den Spuren seines verstorbenen Vaters nach Plymouth reist. Klingt fast ein bisschen nach Rosamunde Pilcher, trotz des erstochenen Obdachlosen in Cathys Garten. Die Rollen sind außerdem klar verteilt: Es gibt die Guten und die Bösen, mehrdimensional sind nur wenige Charaktere.
Die Handlung entwickelt sich dann komplett hanebüchen. Mir erschienen viele Stränge nicht ansatzweise zu Ende gedacht, die Figuren reagierten oft sehr unlogisch auf Ereignisse und das hat mir das Buch doch ziemlich verdorben. Zum Thema Gin war also alles super, der Krimi an sich jedoch sehr enttäuschend. Aber vielleicht war es auch mein Fehler, vielleicht hätte ich mir zur Lektüre einfach einen Dry Martini mixen sollen und dann alles gnädiger beurteilt?

Verlag: DuMont Buchverlag
Seitenzahl: 336
Erscheinungsdatum: 10. März 2020
ISBN: 978-3832183974
Preis: 16,00 € (E-Book: 11,99 €)

Ich habe dieses Buch als Rezensionsexemplar erhalten.

29. Februar 2020

Patrik Svensson: Das Evangelium der Aale

Ode an den Aal.

Dieses Buch handelt von einem Fisch, besser gesagt: einer Fischart. Es ist kein Roman, sondern eher eine literarische Annäherung an die Spezies. Und das Ganze wirkt durch den Titel auch noch religiös. Das klingt zugebenermaßen alles eher seltsam, doch die höchst ungewöhnliche Erzählung liest sich komplett faszinierend.


In seinem Debüt „Das Evangelium der Aale“ hat sich der Schwede Patrik Svensson ganz und gar dem Europäischen Aal verschrieben. Und damit ist er in bester Gesellschaft: Schon Aristoteles und Sigmund Freud versuchten, das Leben des Aals zu erforschen. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts konnte eingegrenzt werden, wo der Aal sich mutmaßlich fortpflanzt und stirbt: in der Sargassosee, einem Meeresgebiet im Atlantik, das 6.000 km von Europas Küsten entfernt liegt. Aale dort bei der Paarung zu beobachten oder die Fische zu züchten, ist bislang nicht gelungen. Der Aal hat viele seiner Geheimnisse lange und erfolgreich für sich behalten, einige bis heute. Von denen, die ihm zu entlocken waren und den Menschen, die sie ihm teils unter widrigsten Bedingungen entlockt haben, erzählt Patrik Svensson. Aber er berichtet auch von Angelnächten mit seinem Vater, von der Beziehung zwischen Mensch und Tier allgemein, von den Wundern der Natur und den unterschiedlichen Umgang mit ihnen. Die sogenannte Aalfrage und die Vater-Sohn-Beziehung sind dabei die Konstanten, auf die der Autor in seiner abwechslungsreichen Erzählung immer wieder zurückkommt. „Das Evangelium der Aale“ ist in erster Linie eine Ode an den Fisch, aber irgendwann wurde mir klar, dass es auch eine Hommage an den Vater des Autors beinhaltet.

Svensson erzählt behutsam, zum Teil erscheint sein Stil fast poetisch, seine Gedanken philosophisch. Mehr als einmal habe ich mich beim Lesen gefragt, warum ich über Aale so gar nichts wusste – und ob diese Spezies mein Interesse genauso sehr geweckt hätte, wenn ich beim Zappen in eine Naturdoku geraten wäre. Vermutlich nicht (obwohl der Aal wirklich ein einzigartiger Fisch ist!). Svensson hat sich mit seiner Erzählung zum Fürsprecher des Europäischen Aals gemacht, der vom Aussterben bedroht ist. Er verführt seine Leser richtiggehend, diesen nicht besonders gutaussehenden Fisch kennenzulernen. Und wer den Aal einmal kennengelernt hat, den lässt er nicht mehr so einfach los – das hat Svensson so oder ähnlich in irgendeiner Passage seines „Evangeliums“ festgestellt und ich kann ihm nur zustimmen.

Verlag: Hanser
Seitenzahl: 256
Erscheinungsdatum: 27. Januar 2020
ISBN: 978-3446265844
Preis: 22,00 € (E-Book: 16,99 €)

Ich habe dieses Buch als Rezensionsexemplar erhalten.

25. Februar 2020

Katya Apekina: Je tiefer das Wasser

Toxische Familienbande.

Dieses brillant erzählte Debüt hat mich stark beeindruckt. Ich habe bei jeder Gelegenheit gelesen und war dankbar für die vielen kleinen Kapitel, die oft nur zwei, drei Seiten umfassten. Gleichzeitig habe ich mich gefragt, warum mich die verstörende Figurenkonstellation in dem Roman nicht stärker abstößt – sie hat mich auf jeden Fall nicht vom Weiterlesen abgehalten.


Katya Apekinas Roman „Je tiefer das Wasser“ ist eine Familiengeschichte und gleichzeitig das Gegenteil von dem, was man normalerweise darunter versteht. Zu Beginn des Buches, im Jahr 1997, sind die 14-jährige Mae und ihre zwei Jahre ältere Schwester Edith gerade bei ihrem Vater in New York angekommen. Dennis hat die Mädchen vor 12 Jahren in Louisiana bei ihrer Mutter Marianne zurückgelassen, seitdem bestand kein Kontakt. Nun hat Marianne allerdings versucht, sich umzubringen. Nach ihrer Einlieferung in eine psychiatrische Klinik werden die Töchter bei dem ihnen fast unbekannten Vater, einem renommierten Autor, untergebracht. Und darauf reagieren beide Schwestern total unterschiedlich. Während Edith rebelliert, den Vater hasst, sehnsüchtig auf Nachrichten der Mutter wartet und es nicht erwarten kann, in ihr altes Leben zurückzukehren, ist Mae nur eines: glücklich. Sie, die der Mutter ähnlich ist und sich von dieser komplett vereinnahmt fühlte, wirkt wie befreit und will nur keinen Fehler machen, um in New York bleiben zu dürfen. Dem Leser schwant allerdings bald, dass die Entscheidung zwischen Mutter und Vater eine Wahl zwischen Pest und Cholera sein könnte. Und nach und nach steuert alles auf eine Katastrophe zu …

Apekinas Stil fördert die Sogwirkung dieses Romans. Viele der kurzen Kapitel sind aus den Perspektiven von Mae und Edith geschrieben, einige im Handlungsjahr 1997, einige zu anderen Zeiten. Doch es kommen noch weitere Erzähler zu Wort: Die Eltern Marianne und Dennis, aber auch deren Wegbegleiter sowie Bekannte der Mädchen. Einige treten nur einmal in Erscheinung, helfen aber durch ihre Außenperspektive, Ereignisse einzuordnen – oder? Die Autorin spielt mit der Diskrepanz zwischen Außen- und Innenwahrnehmung, Fantasie, Wahn und Wirklichkeit. Sie hat ein Puzzle erschaffen, das sich mehr und mehr zusammensetzt und so langsam das volle Ausmaß des Dramas zeigt. Die beiden Hauptfiguren, Mae und Edith, sind die Unberechenbaren in dieser Gleichung; stärker und eigensinniger, als es die Erwachsenen auch nur ahnen. Doch können sie sich wirklich aus diesen sie manipulierenden Familienbanden befreien?

„Je tiefer das Wasser“ ist ein höchst ungewöhnlicher Roman voller Figuren, die sich in keinerlei Schublade stecken lassen. Ich denke immer noch darauf herum, wer hier unschuldig schuldig wurde, wer Täter und wer Opfer ist. Was für ein faszinierendes Debüt!

Verlag: Suhrkamp
Seitenzahl: 396
Erscheinungsdatum: 17. Februar 2020
ISBN: 978-3518429075
Preis: 24,00 € (E-Book: 20,99 €)

Ich habe dieses Buch als Rezensionsexemplar erhalten.

18. Februar 2020

Jami Attenberg: Nicht mein Ding

Was hat sie bloß so ruiniert?

Total mein Ding ist das Cover dieses Buches. Es zeigt das Gesicht einer gezeichneten Frauenfigur, in ihrer Sonnenbrille spiegelt sich das Empire State Building. Durch den ungewöhnlichen Bildausschnitt, den flächigen Zeichenstil und die kräftigen Farben ist das Cover ein absoluter Eyecatcher und noch dazu sehr ungewöhnlich.


Ungewöhnlich ist auch der gesamte Roman von Jami Attenberg, der den Titel „Nicht mein Ding“ trägt. Es geht um all das, was nicht das Ding der 39-jährigen Ich-Erzählerin ist. Hauptfigur Andrea macht sich nichts aus einem konventionellen Leben. Karriere ist nicht ihr Ding, Beziehung ist nicht ihr Ding und Kinder sind schon mal gar nicht ihr Ding. Doch ihr Umfeld denkt zunehmend anders über diese Themen, die Freundinnen heiraten und/oder setzen Kinder in die Welt, während Andrea auf der Stelle tritt. Pläne oder gar Träume scheint sie schon lange nicht mehr zu haben. Mit Anfang 20 wollte sie noch Künstlerin werden, nun malt sie nur noch täglich den Blick aus ihrem winzigen Apartment, von dessen Zimmer aus sie in der Ferne das Empire State Building sieht – bis ein Neubau ihr auch diese Aussicht nimmt.

Ich konnte Andrea lange nicht einordnen. Sie ist eine Art Anti-Heldin, die viele fragwürdige Entscheidungen trifft und einem durch ihren gelegentlich aufblitzenden schwarzen Humor trotzdem ans Herz wächst. Jami Attenberg hat eine sehr ambivalente Figur geschaffen: sensibel und rücksichtslos, verletzlich und verletzend, zurückgenommen und egozentrisch. Wenn es mal gut läuft, scheint Andrea sich selbst zu sabotieren, um bloß kein kleines Stückchen mehr mit sich ins Reine zu kommen.
Eine bequeme Figur ist sie nicht und „Nicht mein Ding“ dadurch auch keine bequeme Lektüre, obwohl sich der Roman bestens lesen lässt. Nach und nach, durch Rückblenden und Erinnerungen, lassen sich Andreas Macken und Dämonen besser einordnen. Die kapitelweisen Zeitsprünge werden dabei nicht groß gekennzeichnet, die Orientierung in der Geschichte klappt aber dennoch erstaunlich gut. Und so füllen sich die Leerstellen von Andreas Lebensgeschichte langsam und es wird etwas klarer, wie sie so werden konnte: keine großen Höhen oder Tiefen zulassend, sich selbst betäubend und ziellos vor sich hin dümpelnd. Doch was passiert, wenn es plötzlich Menschen gibt, die Andreas Unterstützung brauchen?

Jami Attenbergs Roman ist keine Feelgood-Lektüre, aber er lädt zum Nachdenken ein: Über die unsichtbaren Päckchen, die jeder mit sich herumträgt und darüber, wie unterschiedlich Menschen doch sind und reagieren.

Verlag: Schöffling & Co.
Seitenzahl: 224
Erscheinungsdatum: 4. Februar 2020
ISBN: 978-3895613579
Preis: 22,00 € (E-Book: 17,99 €)

Ich habe dieses Buch als Rezensionsexemplar erhalten.

13. Februar 2020

Holger Karsten Schmidt: Die Toten von Marnow

Temporeich und komplex.

Hätte ich an einem Büchertisch nach diesem Krimi gegriffen? Vermutlich nicht – das Cover empfinde ich als eher blass und nichtssagend und den Verfasser kannte ich bislang auch nicht, was vermutlich darin liegt, dass er in erster Linie Drehbuchautor ist und die meisten seiner früheren Bücher unter dem Pseudonym Gil Ribeiro veröffentlicht hat. Sie spielen alle an der Algarve. In diesem Krimi wird dagegen in Rostock ermittelt – und im titelgebenden Marnow, einem fiktiven Ort an der Mecklenburgischen Seenplatte.


Holger Karsten Schmidt holt in „Die Toten von Marnow“ zum Rundumschlag aus: Es geht um vertuschte Skandale in der deutsch-deutschen Geschichte, den Kampf gegen das vermeintlich Aussichtslose, Rache und Selbstjustiz. Im Zentrum stehen zwei Ermittler, die auf den ersten Blick kaum unterschiedlicher sein könnten: Der Rostocker Frank Elling, stolzer Familienvater, der seinen Lieben alle Wünsche erfüllen will und um 17 Uhr den Stift fallen lässt, um zu ebendiesen nach Hause zu eilen. Und Lona Mendt: Die westdeutsche Zugezogene, effizient, verschwiegen, wurzellos und in einem Wohnmobil lebend. Klingt nach einem Tatort-Duo? Dann wäre es eines, bei dem ich einschalten würde. Denn obwohl das Privatleben der Ermittler in diesem Thriller durchaus eine Rolle spielt, nimmt es nicht zu viel Raum ein, macht sie nur menschlich und ihre Handlungen nachvollziehbar. Schmidt gestaltet seine extrem unterschiedlichen Hauptfiguren gleichermaßen gelungen aus. Er beweist viel Talent bei der Darstellung von allem Menschlichen – das ihn nur bei Ellings Frau Susanne etwas im Stich gelassen hat, die erstaunlich eindimensional und klischeehaft daherkommt.

Aber nun zur eigentlichen Handlung, die im Jahr 2003 angesiedelt ist: Zunächst wird ein Arbeitsloser in seiner Wohnung ermordet. Dann ein alter, dementer Mann in einem luxuriösen Pflegeheim. Die beiden haben keine Verbindung zueinander, die Tat trägt allerdings die gleiche Handschrift. Und die Spuren weisen nach Marnow. Also beschließt Lona Mendt, ihr Wohnmobil auf dem dortigen Campingplatz aufzustellen. Doch dann kommt es zu einem ersten Showdown in Rostock – und es wird nicht der letzte bleiben …

In „Die Toten von Marnow“ überschlagen sich die Ereignisse immer wieder. Mehrmals dachte ich: „Ach, SO ein Krimi ist das“ – wenn wieder mal eine Actionszene kam oder ein anderes, nicht vorhersehbares Ereignis aus dem Nichts auftauchte und richtungsweisend wirkte. Allerdings war es das längst nicht immer, denn was in anderen Büchern eventuell noch sehr ausgewalzt worden wäre, wickelt Schmidt stets schnell und gekonnt wieder ab. Im Beschleunigen und Drosseln des Handlungstempos ist er ein wahrer Meister, nie gibt es Längen – dafür jedoch immer wieder Überraschungen. Vor Action schreckt der Autor bei keiner Gelegenheit zurück – wenn das Ganze ein Tatort wäre, dann vermutlich einer mit Till Schweiger. Wobei Schmidt durchaus auch mal leise Töne anschlägt und sich Zeit für langsame Entwicklungen nimmt. Und so steuert die Handlung in ganz verschiedene Richtungen, während die Spannung immer weiter steigt.

Einige der Protagonisten in „Die Toten von Marnow“ haben mehr Glück als Verstand. Gestört hat mich das allerdings kaum und ich habe diesen Krimi als sehr gelungen empfunden, weil er gleichzeitig komplex und spannend ist und darüber hinaus eine ungeheuerliche Geschichte erzählt. Der NDR verfilmt ihn als vierteilige Miniserie, die nächstes Jahr ausgestrahlt werden soll – ob die vielen Facetten und Untertöne dabei erhalten bleiben? Ich bin gespannt.

Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Seitenzahl: 480
Erscheinungsdatum: 16. Januar 2020
ISBN: 978-3462047943
Preis: 16,00 € (E-Book: 12,99 €)

Ich habe dieses Buch als Leseexemplar erhalten.

31. Januar 2020

Agatha Christie: Dreizehn bei Tisch

Whodunit vom Feinsten.

Es war mal wieder Zeit für einen Agatha Christie-Krimi. Von diesem hatte ich noch nie zuvor gehört, obwohl er Mitte der Achtziger sogar mit Sir Peter Ustinov und Faye Dunaway verfilmt wurde.


„Dreizehn bei Tisch“ ist passenderweise der dreizehnte Kriminalroman der Queen of Crime und 1933 erschienen; die deutsche Übersetzung wurde bereits 1934 veröffentlicht. Es ermittelt mal wieder Hercule Poirot, unterstützt (und bisweilen auch behindert) durch seine Freunde Captain Hastings und Chief Inspektor Japp.
Zusammen mit Hastings lernt Poirot zu Beginn des Romans eine Filmschauspielerin kennen, die ihn um Hilfe bittet, weil ihr getrennt von ihr lebender Ehemann, Lord Edgware, nicht in die Scheidung einwilligt. Paarberatung gehört eigentlich nicht zu Poirots Fachgebieten, aber bald darauf rückt der Lord dennoch in seinen Fokus: Er wird ermordet aufgefunden. Die Zahl der Verdächtigen scheint genauso groß wie jene der stichhaltigen Alibis. Doch Poirot lässt sich nicht in seinen Ermittlungen beirren – und auch der Mörder schlägt nicht nur das eine Mal zu …

Agatha Christie zeigt sich hier in Bestform: Ein rätselhafter Fall, interessante Charaktere, unvorhersehbare Entwicklungen und eine Auflösung, die jedes noch so kleine Detail berücksichtigt – und auf die ich mal wieder nie im Leben gekommen wäre. Wie immer irritiert leicht, dass Freunde und Angehörige der Opfer deren Ableben sehr gefasst aufnehmen – mit Schock oder Trauer hält sich Christie in keinem ihrer Werke länger auf. Ob die Beschreibung solcher Emotionen in der englischen Kriminalliteratur damals generell unüblich war oder ob Christie ihnen einfach keine Beachtung schenken wollte? Die Stimmigkeit ihrer Geschichten stört es auf jeden Fall nicht. „Dreizehn bei Tisch“ ist ein äußerst raffinierter Whodunit und steht den bekannteren Werken der Autorin in nichts nach.

Ich habe eine ältere Ausgabe von „Dreizehn bei Tisch“ gelesen; aktuell im Handel ist jedoch diese erhältlich:

Verlag: Atlantik
Seitenzahl: 288
Erscheinungsdatum: 15. Juli 2015; „Dreizehn bei Tisch“ erschien jedoch bereits 1934 erstmals auf Deutsch (und 1933 auf Englisch).
ISBN: 978-3455650297
Preis: 12,- € (E-Book: 8,99 €)

26. Januar 2020

Thorsten Steffens: Klugscheißer Deluxe

In den letzten Tagen gab’s für mich ein Wiederlesen mit einer Romanfigur, die ich bereits letztes Jahr kennengelernt hatte: Timo Seidel, bereits aus und als „Klugscheißer Royale“ bekannt, mausert sich jetzt sogar zum „Klugscheißer Deluxe“.


Thorsten Steffens zweiter Roman schließt relativ nahtlos an den ersten an, wobei die Ausgangslage sich leicht verändert hat: Während Hauptfigur Timo Seidel seinem fundierten Wissen im ersten Buch zunächst freien Lauf lässt, gibt er sich in „Klugscheißer Deluxe“ alle Mühe, es nicht sofort heraus zu posaunen. Da Timo ein Ich-Erzähler ist, erfährt der Leser aber trotzdem sämtliche seiner besserwisserischen Gedanken, ohne die mir auch etwas gefehlt hätte. Auch die eingestreuten Wörterbuch-Artikel sind wieder mit von der Partie: Von A wie „Ampeldrücker“ bis V wie „Vokabelvernehmung“ erläutert Timo ungefragt seine ureigensten Wortschöpfungen, aber auch Fremdwörter wie z.B. „phonatorisch“.

Außerdem gibt’s ein Wiedersehen mit Figuren aus „Klugscheißer Royale“: Timo unterrichtet immer noch als Aushilfslehrer an der Abendschule, wo er von der Direktorin Frau Penner gefördert und seiner Kollegin Barbara bekämpft wird. Er ist nach wie vor ein passionierter Aushilfslehrer und beginnt nun sogar ein Lehramtsstudium. Das Unileben bringt ungeahnte Herausforderungen, exzentrische Dozenten und neue Freundschaften mit sich und Timo versucht, Lernen und Lehren unter einen Hut zu bringen und bekommt schließlich unerwartete familiäre Unterstützung.

Dennoch ist in „Klugscheißer Deluxe“ nicht ganz so viel los wie im Vorgängerbuch. Timos Leben läuft in überschaubaren Bahnen und würde man diesen Roman verfilmen, bräuchte man eigentlich nur drei verschiedene Settings: Wohnung, Uni, Abendschule. Die Geschichte plätschert unterhaltsam vor sich hin, ohne größere Höhen und Tiefen. Die Erlebnisse des sympathischen Klugscheißers lesen sich vergnüglich, doch ich hätte mir trotzdem etwas mehr Tempo gewünscht. Überrascht hat mich dann der Epilog mit einem Ereignis, das Thorsten Steffens nicht auserzählt hat. Schade – hier wäre vielleicht noch mehr Potential drin gewesen. Ob Klugscheißer Timo wohl noch ein drittes Mal in Erscheinung treten wird?

Verlag: Piper
Seitenzahl: 270
Erscheinungsdatum E-Book: 2. Dezember 2019
Erscheinungsdatum Taschenbuch: 2. Juni 2020
ISBN: 978-3492502801
Preis: 10,00 € (E-Book: 6,99 €)

Ich habe dieses E-Book als Rezensionsexemplar erhalten.

19. Januar 2020

Karsten Dusse: Achtsam morden

Originelle Idee, genial ausgeführt.

Zu diesem Buch hätte ich schon aus einem einzigen Grund nie von allein gegriffen: Auf dem Cover ist Blut abgebildet, und ich mag weder Splatter-Krimis noch -Thriller. Zum Glück habe ich diesem „entschleunigten Kriminalroman“ aufgrund einer persönlichen Empfehlung doch eine Chance gegeben und schon die Rückseite machte mich neugierig: Man hält nicht alle Tage ein Buch in den Händen, das von Jan Böhmermann und Martina Hill empfohlen wird.


Karsten Dusses Debüt „Achtsam Morden“ bringt Achtsamkeitstraining mit Auftragsmord zwischen zwei Buchdeckel, was nicht nur gut funktioniert, sondern genial. Wobei der Autor, der außerdem Anwalt ist und für verschiedene Fernsehformate schreibt, seine Leser nicht zu mehr Achtsamkeit erziehen will – glaube ich zumindest. Seiner durch und durch gestressten Hauptfigur Björn Diemel verhilft die Achtsamkeit allerdings zu völlig neuer Lebensqualität. Der Enddreißiger steht vor den Scherben seines Lebens: Seine Ehe geht den Bach runter, seine zweijährige Tochter sieht er vor lauter Arbeit kaum, sein Beruf als Strafanwalt einer großen Kanzlei stresst ihn – was nicht zuletzt daran liegt, dass sein einziger Klient ein launischer Mafioso ist – und auf einen beruflichen Aufstieg zum Partner kann er auch nicht mehr hoffen, da er durch die Arbeit für ebendiesen Klienten zu einem „Bäh-Anwalt“ geworden ist. Kurz: Diemel sieht keine Möglichkeit, das Tempo seines selbstgezimmerten Hamsterrads auch nur zu verlangsamen – geschweige denn, auszusteigen. Auf der Suche nach Hilfe klingelt er bei Achtsamkeitscoach Joscha Breitner. Und der sensibilisiert Diemel fortan für die eigenen Grundbedürfnisse und zeigt ihm Möglichkeiten, achtsamer mit sich und seinen Mitmenschen umzugehen. Das klappt zunächst auch, allerdings stellt sich bald heraus, dass Diemels Umfeld von Leuten wimmelt, die weder sein digitales Fasten gutheißen noch ihn auf seiner Zeitinsel in Ruhe lassen wollen. Und wenn man sich dann auch noch den Namen von Diemels Tochter Emily partout nicht merken kann, kann dessen um neue Gelassenheit bemühter Geduldsfaden schon einmal reißen. Womit wir wieder beim Buchtitel wären …

„Achtsam morden“ ist auf eine extrem gute Weise skurril, originell und überraschend. Und zugegebenermaßen auch etwas blutig, was mich in dem Kontext aber kein bisschen gestört hat (sagen wir so: Bei der Verfilmung würde ich sicher nicht unbedingt die komplette Zeit hinsehen, aber lesend ging’s). Die ungewöhnliche Handlung ergibt sich komplett logisch, Björn Diemels Seelenleben wie auch das der anderen Figuren wirkt durchaus nachvollziehbar und dann hat das Ganze auch noch einen ganz eigenen, hintergründigen Humor. Jedem Kapitel ist eine Achtsamkeitslehre vorangestellt, auf die sich Diemel im jeweiligen Abschnitt besinnt. Und obwohl man annehmen könnte, dass sich Achtsamkeit und Kriminalroman nur mit der Brechstange zusammenbringen lassen, schafft Dusse das derart spielend und organisch, dass man sofort süchtig nach diesem neuen Genre wird. Im Mai 2020 erscheint die Fortsetzung „Das Kind in mir will achtsam morden“ – den Ratgeber, der hier beim Titel Pate gestanden hat, kennt man von den Bestsellerlisten. Und ich kann die Veröffentlichung kaum erwarten. Das Kind in mir will weiterlesen!

Verlag: Heyne
Seitenzahl: 416
Erscheinungsdatum: 10. Juni 2019
ISBN: 978-3453439689
Preis: 9,99 € (E-Book: 9,99 €)

5. Januar 2020

Liane Moriarty: Neun Fremde

Perfekte Unterhaltung

Mein Lesejahr 2020 habe ich mit einem Roman begonnen, der noch viel besser ist, als ich gehofft hatte. Das Setting hatte mich zwar gleich angesprochen, erschien mir aber trotzdem nicht besonders innovativ: „Neun Fremde“ kommen an einem Ort zusammen, an dem sie nichts Böses erwarten – aber dann nimmt ihr Aufenthalt eine unvorhersehbare Wendung und plötzlich sehen sie sich einer Situation ausgeliefert, mit der sie nicht gerechnet haben … das kennt man z.B. aus Agatha Christies „Und dann gabs keines mehr“; auch Shari Lapenas „Der zehnte Gast“ und Arno Strobels „Offline“, das noch auf meiner Leseliste steht, basieren auf dieser Idee. Vermutlich deswegen ging ich trotz des Ferienstimmung verbreitenden Covers davon aus, dass sich dieser Roman zu einem Krimi oder Thriller entwickeln würde – und lag damit falsch, wobei durchaus Spannung aufkommt und ich den Roman kaum noch aus der Hand legen wollte.


Liane Moriartys „Neun Fremde“ sind sich gar nicht alle fremd. Unter ihnen sind Vater, Mutter, Tochter sowie ein junges Pärchen. Sie und die vier anderen finden sich in einem teuren Wellness-Resort namens Tranquillum House wieder, wo sie durch ein sogenanntes „Cleansing“ Entspannung, Gewichtsabnahme, inneren Frieden oder die Rettung ihrer Ehe erreichen wollen. Der Leiterin des Resorts, Masha, sind die genannten Ziele allerdings allesamt zu klein und weltlich: Sie plant die totale Transformation ihrer Gäste zu gesünderen, weiseren und edleren Menschen – ein ehrgeiziges Vorhaben für einen zehntägigen Aufenthalt. Zusätzlich erschwert wird ihre Zielerreichung dadurch, dass die Gäste gar keine Transformation anstreben, aber von persönlichen Befindlichkeiten lässt sich eine Frau wie Masha nicht ausbremsen.

Die Autorin lässt alle wichtigen Figuren zu Wort kommen: Die „neun Fremden“, die der Leser schnell ziemlich gut kennenlernt, Masha und ihre beiden Wellness-Berater Yao und Delilah sind alle einzelne Erzähler von Kapiteln, die mit ihren jeweiligen Namen überschrieben sind. 12 Protagonisten also! Das könnte konfus werden. Oder öde oder zu kleinteilig. Wird es aber nicht, denn Moriarty ist eine begnadete Figurenentwicklerin. Sie haucht ihren Protagonisten so viel Leben und Persönlichkeit ein, dass mich wirklich alle gleichermaßen interessiert haben. Und nach und nach kommt man auch hinter die Geheimnisse, die viele dieser 12 Unikate haben. Aber auch nicht alle, und so wirken die Enthüllungen kein bisschen gekünstelt.
Meine Lieblingsfigur war Frances, eine über 50-Jährige Liebesroman-Autorin, bei der es karrieretechnisch nicht mehr läuft und die kürzlich außerdem auf einen Heiratsschwindler reingefallen ist. Doch auch der Scheidungsanwalt Lars, die schönheitsoperierte Jessica und die verbissen wirkende Hebamme Heather machen den Roman zu dem, was er ist: ein außerordentliches Lesevergnügen mit 12 amüsant geschilderten Charakterstudien, immer wieder hervorblitzendem Humor, etwas Nervenkitzel und einer Fülle von überraschenden Wendungen. „Neun Fremde“ ist richtig gute Unterhaltung ohne irgendwelche Abstriche.

Verlag: Diana
Seitenzahl: 528
Erscheinungsdatum: 26. August 2019
ISBN: 978-3453292345
Preis: 20,00 € (E-Book: 15,99 €)